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„Über das Tragen von Babys und Kleinkindern in Tüchern oder Tragehilfen“ - Dr. Ewald Fettweis

Auszüge aus dem Fachartikel :

Lange glaubte man, die Hüftgelenksluxation entstehe zu Beginn des Laufens auf der Basis einer angeborenen „fliehenden Pfanne“, die der andrängende Hüftkopf nicht halten könne. Heute hat sich weitgehend die Meinung durchgesetzt, dass die Luxation in besonderem Maße nach der Geburt entstehe, wenn die Beine in den Hüftgelenken vorzeitig und zu schnell aus der pränatalen maximalen Anfaltung gestreckt werden und auf Grund einer ungenügenden „knöchernen Formsicherung“ der Pfanne ausrenken.

...Die Vermeidung der vorzeitigen oder zu starken Streckung und Förderung der Zentrierung erfolgt bei den Tüchern dadurch, dass diese bis dicht oberhalb der Kniekehlen reichen.

...Jeder Streckversuch der Beine im Tragetuch ist daher ein Akt der guten Zentrierung des Hüftkopfes wie auch einer der Förderung der Reifung d.h. Förderung der Reifung der Pfanne.

...Die wahrscheinlich häufigste Art des Tragens ist „seitlich auf der Hüfte“ also auf dem Beckenkamm mit Beugung über 90 Grad. Spätere Untersuchungen ergaben dass eine Beugung von 110 bis 120 Grad und Abspreizung von 40 Grad besonders günstig sei, weil dabei die Schenkelhalsachse nahezu senkrecht zu allen Pfanneneingangsebenen steht und dadurch die Bedingungen der Knochenkernbildung besonders günstig sind. Im Übrigen sind die Grade von Beugung und Abspreizung, die erwünscht und eingenommen werden sollen, natürlich abhängig vom Alter des Kindes und den Körpermaßen des/der Träger. Auch sollte man unterscheiden zwischen optimalen Maßen und Schwankungen um solche Werte herum. Die Abduktion (Abspreizung) sollte möglichst nicht über 55 Grad gehen.

...Das Tragen auf dem Rücken mit Gesicht zur Trageperson mit gespreizten Beinen ist günstig. Das Tragen auf dem Rücken mit Gesicht vom Tragenden weg ist nur möglich mit gestreckten Beinen. Das Gewicht der Beine streckt dieselben. Das Kind kann sie kaum aktiv beugen, die Glutäen werden teilweise in ihrer günstigen Funktion ausgeschaltet. ...Tragen vor dem Bauch mit dem Gesicht weggerichtet ist wie die analoge Trageweise auf dem Rücken zu beurteilen und daher abzulehnen. Das Tragen auf dem Bauch mit Gesicht zur Trageperson kann mit herunterhängenden gestreckten Beinen erfolgen und ist insofern schlecht.…. Es gibt aber auch Tragetechniken, bei denen das Tuch in der Art geknotet wird, dass die Beine so gebeugt und gespreizt sind, dass sie unseren Anforderungen entsprechen. Tragen auf der Hüfte mit Beugung 90 Grad oder mehr und Spreizung in angegebenem Maße ist günstig. Es gibt beim Tragen gewisse Nuancen, denen Beachtung geschenkt werden sollte. Das betrifft vor allem die Bewegungsmöglichkeiten der Kniegelenke. Letztere sollen frei beweglich sein.

...Die Arme sollen frei beweglich bleiben und die Atmung darf nicht behindert sein. Der Säugling sollte nicht mehr eingeengt werden als unbedingt nötig.

Dr. Ewald Fettweis (Orthopaedische Praxis 46, 2, 2010)
www.hueftgelenkdysplasie.de

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